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75 Jahre Tischtennis in der Klöppelgemeinde Nordhalben

Nordhalben: In Nordhalben wird seit 75 Jahren Tischtennis gespielt, über viele Jahre war man in höheren Spielklassen unterwegs.

Wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs fand in Nordhalben die Sportart Tischtennis ihre ersten Anhänger. Begeisterte junge Frauen und Männer trugen in Hinterhöfen und Scheunen auf selbst gefertigten „Platten“ Wettkämpfe mit dem kleinen weißen Ball aus. Am 13. Juni 1949 gründeten in der Gaststätte „Weißes Lamm“ Johann Hader, Anton Zipfel, Ludwig Wunder, Thomas Schuberth, Andreas Hellgoth und Hans Kübrich die Tischtennisabteilung, die dem ATSV Nordhalben angehörte. Abteilungsleiter wurde Johann Hader. Als Spiellokal diente der Saal des „Weißen Lamms“. Überliefert ist, dass das erste Spiel in Steinwiesen stattfand. Die Mannschaft beteiligte sich nun an den Punktspielen auf Kreisebene und schaffte 1951 den Aufstieg in die Kreisliga Oberfranken-West. Im gleichen Jahr wechselte die Abteilung zum neu gegründeten FC Nordhalben. Zu den Auswärtsspielen kam man mit Fahrrädern, später waren die Sportler, wenn möglich, mit Motorrädern unterwegs. Schüler und Jugendliche brachten die ersten großen Titel bei Einzelmeisterschaften nach Hause. Die Jugendmannschaft wurde 1956 oberfränkischer Meister, nordbayerischer Meister und Dritter bei den bayerischen Meisterschaften. Diese jungen Leute kamen durch ihre Spielstärke schnell in den drei Erwachsenen-Mannschaften unter. Sie waren auch Garant für den Meistertitel in der Bezirksliga Oberfranken in der Saison 1959/60.

Im Sommer 1960 war der FC Nordhalben Gast bei der BSG Neuhaus am Rennweg in der SBZ (Sowjetische Besatzungszone), um in einem Turnier mit BSG Neuhaus und PSV Mühlhausen die Kräfte zu messen. Mühlhausen mit dem Weltmeisterschafts-Dritten von 1957, Heinz Schneider, siegte vor dem FC. Ein Novum aus dieser Zeit: der Verband genehmigte, dass die FC-Jugend in die Herren-Kreisliga Frankenwald eingestuft wurde und dort die eigene 3. Herrenmannschaft zum Gegner hatte. 1967 wurde der FC Nordhalben erneut Meister der Bezirksliga Oberfranken. Nachdem man in den Jahren zuvor zweimal bei Aufstiegsspielen zur Landesklasse gescheitert war, gelang in der Aufstiegsrunde in Neustadt-Aisch der große Wurf. Für die nächsten fünf Spielzeiten war Nordhalben fester Bestandteil der Landesklasse (später Landesliga) und machte den Namen der Klöppelgemeinde über Oberfranken hinaus bekannt. 1976, zum 25-jährigen Vereinsjubiläum des FC Nordhalben, kehrte die Herrenmannschaft als Meister der Oberfrankenliga in die Landesliga zurück. Dazu kam der Titel des oberfränkischen Pokalsiegers. Wie sehr man freundschaftliche Verbindungen zu Vereinen aus anderen Landesteilen pflegte, verdeutlichen folgende Namen: Tennis Borussia Berlin, TSV Oberkassel/Bonn, Sparta Noris Nürnberg, TSV Lauf, TSC Berlin-Britz, Spandauer TTC und TTC Dornbusch (Hessen). Einen Höhepunkt der Vereinsgeschichte bildete der Besuch von Europameister Milan Orlowski aus der damaligen Tschechoslowakei, der in Schaukämpfen sein hervorragendes Können zeigte. Die 1980er Jahre waren geprägt von schönen Erfolgen der Jugendmannschaften. Die Jungen wurden oberfränkischer Meister, Pokalsieger und nordbayerischer Vizemeister, während die Mädchen den oberfränkischen Pokal holten. Die Damen schafften zweimal den Aufstieg in die Landesliga und hielten sich dort insgesamt vier Jahre. Vielen dieser jungen Sportlerinnen und Sportler hatte Günter Simon das Tischtennis spielen beigebracht. Er fungierte über 30 Jahre als Jugendleiter, war zudem Aktiver und Schiedsrichter für seinen Verein. Viel zu früh, im Alter von nur 54 Jahren, verstarb er 1993 nach langer Krankheit. In den 1990er Jahren ging es weiter bergauf im Nordhalbener Tischtennis. Den Herren gelang der Durchmarsch von der 2. Bezirksliga über Oberfrankenliga bis in die Landesliga. Es gab zahlreiche Erfolge bei allen FC-Mannschaften. Besonders erfreulich war der Aufstieg der Mädchenmannschaft in die Bayernliga. Johann Hader wurde nach 42 Jahren Amtszeit der Titel Ehrenabteilungsleiter verliehen und sein Nachfolger Frank Stumpf leitete die Abteilung in den nächsten zwei Jahrzehnten. Die Erfolge in dieser Zeit wurden immer größer. Höhepunkte waren die Meistertitel in der Landesliga, Bayernliga und Oberliga. Durch die dazugehörigen Aufstiege erreichte man die Regionalliga Süd, dritthöchste Spielklasse in Deutschland. Viele Pokalmeisterschaften prägten das Vereinsgeschehen, wobei besonders die Deutsche Vizemeisterschaft im Wettbewerb für Verbandsligamannmannschaften zu nennen ist. Besonders im Seniorensport mischte der FC Nordhalben kräftig mit. Eine Vielzahl von Titelgewinnen bei Mannschaftsmeisterschaften auf oberfränkischer, bayerischer, süddeutscher und deutscher Ebene geben darüber Auskunft. Im Jahr 2007 gelang sogar die Deutsche Meisterschaft in der Altersklasse Ü50. Das es alle diese großartigen Erfolge gab, lag auch darin begründet, dass man im Laufe der Jahre ausländische Spieler verpflichtet hatte und eine ganze Reihe von Spitzenleuten aus dem fränkischen Bereich in Nordhalben anheuerten. 2006 traf die Abteilung mit dem Tod ihres Ehren-Abteilungsleiters Johann Hader ein schwerer Schlag. Der allseits beliebte Sportler und Funktionär hatte die Tischtennis-Abteilung über mehr als vier Jahrzehnte durch alle Höhen und Tiefen geführt. Neben vielen Ehrungen durch den Bayerischen Tischtennis-Verband wurde Johann Hader die Goldene Bürgernadel seines Heimatortes verliehen.

Wie groß der Nordhalbener Tischtennissport in diesen Jahren das Geschehen im Tischtenniskreis Kronach beeinflusste, zeigt die Tatsache, dass in der Saison 2007/08 der FC mit fünf Herren-, zwei Damen-, zwei Jungen- und zwei Mädchenmannschaften die meisten Teams ins Rennen schickte. Als Abteilungsleiter Frank Stumpf nach zwanzig Jahren erfolgreicher Tätigkeit sein Amt zur Verfügung gestellt hatte, übernahm Anita Beetz kommissarisch dessen Posten. Jäh gestoppt wurden die sorglosen Zeiten mit einem Eklat vor der Saison 2011/12. Nach erheblichen Streitigkeiten innerhalb des Vereins verließ die erste Herrenmannschaft komplett den FC und wurde vom Spielbetrieb abgemeldet. Gerhard Wachter übernahm daraufhin die Abteilungsleitung für die nächsten sieben Jahre. Wenig später gab es auch keine Damenmannschaften mehr, die das Geschehen jahrzehntelang maßgeblich geprägt hatten (zuletzt mit dem Landesligaaufstieg 2002). Jungen- und Mädchenmannschaften waren ebenfalls Geschichte und 2019 hatte die Tischtennisabteilung nur noch eine Herrenmannschaft im Spielbetrieb. Aktuell sind zwei Männermannschaften im Einsatz, die 1. Mannschaft wurde heuer im Jubiläumsjahr Meister der Bezirksklasse B. Ein bescheidener, doch schöner Erfolg, der Hoffnung gibt, dass Tischtennis weiterhin ein fester Bestandteil des Sports in Nordhalben bleibt. Mit Thomas Schlee steht ein junger Spieler an der Spitze der Abteilung. In seiner langen Geschichte hatte die Tischtennis-Abteilung immer starke Spielerinnen und Spieler, die in der Klöppelgemeinde groß geworden waren. Stellvertretend für alle, sei mit Reiner Kürschner der beste Spieler genannt, der im Trikot des FC Nordhalben auftrat. Höhepunkt seiner außergewöhnlichen Laufbahn war 1998 die Deutsche Seniorenmeisterschaft in der Altersklasse Ü40.

Wenn wir über die wichtigsten Ereignisse und Titel der Tischtennis-Abteilung in 75 Jahren zurückblicken, so dürfen auch die vielen Erfolge der unterklassigen Mannschaften des FC Nordhalben nicht vergessen werden. Aus bescheidenen Anfängen wurde Nordhalben eine Hochburg im oberfränkischen Tischtennissport.

Die Spiellokale

Saal „Weißes Lamm“

Der Saal des Gasthauses „Weißes Lamm“ war ab 1949 das erste Spiellokal der Tischtennis-Abteilung im ATSV-Nordhalben. Auch nach Anschluss zum 1951 gegründeten FC Nordhalben (das „Weiße Lamm“ war das Vereinslokal) spielte man dort bis 1954. In diesem Jahr gab es zur 800-Jahr Feier des Marktes Nordhalben ein Tischtennis-Turnier mit den besten Spielern Nordbayerns. Als der Saal für die Zigarrenfabrik der Firma Bruns gebraucht wurde, folgte der Umzug in den Saal der Gastwirtschaft „Neue Welt“.

Saal „Neue Welt“

Über 40 Jahre (von 1954 bis 1995) war der „Neue Welt“-Saal das Domizil der Tischtenniser. Viele Aktive werden sich erinnern, dass es bei Training und Spielen oft bitterkalt war. Es gab einen Holzofen, der nur bei wichtigen Ereignissen geheizt wurde. Umkleidekabinen und Duschen fehlten gänzlich. Da der Saal für Tanzveranstaltungen genutzt wurde, erinnert man sich an Zeiten im Fasching, wo wochenlang Luftschlangen und Konfetti das Spiellokal „verschönerte“. Trotz begrenzter Ausmaße (fünf Tische beim Training, vier Tische bei Turnieren) sah die „Neue Welt“ viele Meisterschaften, Turniere und Entscheidungsspiele. Höhepunkte waren die Auftritte von Europameister Milan Orlowski aus der damaligen Tschechoslowakei und der Damenmannschaft von Statisztika Budapest. Für die Gastmannschaften war der Saal eine gefürchtete Arena, nicht zuletzt wegen der vielen Anhänger, die dem FC den Rücken stärkten. Bei Derbys gegen Vereine wie TS Kronach, SC Eichenstein-Issigau, SV 1911 Hof, TTC Wallenfels, Post SV Münchberg, FC Altenkunstadt oder TTC Burgkunstadt zählte man oft über 100 Zuschauer. Größte Kulisse mit ca. 200 Zuschauern gab es 1992 beim Landesliga-Spitzenspiel gegen Viktoria Wombach. Gut für Sportler und Zuschauer war der kurze Weg vom Saal hinunter in die Gastwirtschaft. Die geselligen Treffen mit den Gegnern dauerten oft länger als die vorangegangenen Wettkämpfe! Im Jahr 1992 wurde der Saal mit großem Kostenaufwand und viel Eigeninitiative renoviert und es herrschten sehr gute Spielverhältnisse. Drei Jahre später folgte der Umzug in die neugebaute Nordwaldhalle.

Mehrzweckraum in der Klöppelschule

Durch die Erweiterung der Klöppelschule im Jahr 1985 wurde auch ein Mehrzweckraum geschaffen. Diesen Raum (dazu Umkleidekabine und Duschen) stellte die Marktgemeinde Nordhalben der Tischtennisabteilung zur Verfügung. Die Alternative zum „Neue-Welt-Saal“ erwies sich jedoch für Spiele der ersten Mannschaften als zu klein. So nutzte man den Mehrzweckraum bis 1995 lediglich zum Training und als Spielstätte für Jugend- und den unterklassigen Damen-/

Herrenmannschaften. Die 1. Herren trugen nur ein einziges offizielles Spiel in der Klöppelschule aus. Dafür gab es mehrere Freundschaftsspiele. In Zeiten der politischen Wende und Fall des Eisernen Vorhangs hatte man die BSG Franken Wurzbach und Elektronik Lobenstein zu Gast. Nach dem sportlichen Teil räumte man die Tische weg und es wurde kräftig gefeiert.

Nordwaldhalle

1995 ging für die Tischtennissportlerinnen und -sportler ein Traum in Erfüllung: Der Umzug in eine Sporthalle, die beste Voraussetzungen für Training und Wettkämpfe bietet. Daneben ein Vereinsraum für gesellige Stunden, um die Kameradschaft zu pflegen. Seit knapp drei Jahrzehnten ist die Nordwaldhalle die Heimat der Tischtennisabteilung. Neben den Punkt- und Pokalspielen, die in den erfolgreichen Jahren Zuschauer aus nah- und fern anlockte, war die Halle Veranstaltungsort vieler hochkarätiger Wettkämpfe. Zu nennen sind mehrere Bezirksmeisterschaften und bayerische Meisterschaften. Höhepunkte waren das Länderspiel der Damen zwischen Deutschland und Italien (2004), das Bundesranglistenfinale der Damen und Herren (2010) und die Deutschen Seniorenmeisterschaften im Behindertensport (2011).

Die Abteilungsleiter in den 75 Jahren:

1949 – 1991 Johann Hader

1991 – 2011 Frank Stumpf

2011 – 2012 Anita Beetz (kommissarisch)

2012 – 2019 Gerhard Wachter

2019 – dato Thomas Schlee

Erfolge in 75 Jahren:

Die wichtigsten Mannschaftserfolge der Nordhalbener Tischtennisabteilung:

Herren: 4 x Meister der Oberfrankenliga, je 1 x Meister der Landesliga Nordwest, Bayernliga Nord und Oberliga Süd.

Deutscher Vizemeister im Pokalwettbewerb für Verbandsligateams,

2 x Bayerischer Pokalsieger

Damen: 3 x Aufsteiger in die Landesliga Nordwest

Senioren (Ü40/Ü50): 1 x Deutscher Meister, 5 x Deutscher Vizemeister,

5 x Süddeutscher Meister, 6 x Bayerischer Meister.

Mädchen: Bay. Pokalsieger (Bez. Liga)

Jungen: Nordbayerischer Meister, Bay. Pokalsieger (Kreisliga).

Das Jubiläum:

Das 75-jährige Bestehen soll innerhalb einer Sportwoche vom 26.-31. August dieses Jahres mit Freundschaftsspielen, Mannschaftsturnier, Turnier für Hobbyspieler und Jubiläumsabend gefeiert werden. Genaue Informationen werden noch bekanntgegeben.

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Nur aus heimischen Akteuren bestand die 1. Herrenmannschaft bei ihrem zweiten Landesliga Aufstieg. Die Spieler (v.l.) Helmut Hellgoth, Roland Witurka, Reiner Kürschner, Gerhard Wachter, Hermann Grebner, Otmar Kürschner, Karlheinz Kürschner und Günter Simon. Foto: Gerhard Wachter

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Einen tollen Erfolg mit ausschließlich Nordhalbener Sportler erreichte man in der Saison 1991/92. Mit den Spielern (v.l.) Helmut Hellgoth, Günter Simon (jun.), Reiner Kürschner, Thomas Wunder, Frank Stumpf, Manfred Wunder und Gerhard Wachter wurde man Vizemeister in der Landesliga Nordwest. Foto: Gerhard Wachter

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Der langjährige Abteilungsleiter Johann Hader (links) wie viele ihn in Erinnerung haben. Foto: Gerhard Wachter