Schlagzeilen:

Studenten der Technischen Universität München waren in Nordhalben

Nordhalben: Ministerpräsident Günter Beckstein löst sein Versprechen ein und entsendete, wie bei seinem Besuch im Sommer in Nordhalben verabredet, rund zwanzig Baureferendare der Technischen Universität (TU) München nach Nordhalben. Die Aufgabenstellung der Architekten und Bauingenieure ist die Ausarbeitung eines Konzeptes, um den Einwohnerverlust entgegen zu wirken bzw. die dadurch frei werdenden Häuser mit „Leben“ zu erfüllen. Unterstützung soll dadurch auch das Projekt NohA erfahren, welches in mit der Verbesserung des Erscheinungsbildes in die gleiche Richtung abzielt. Unter der Leitung des Regierungsbaumeisters Josef Rott, dem Seminarleiter, diskutierte man zunächst über die vorhandenen Gegebenheiten. Bürgermeister Josef Daum, der auch für die Studenten eine ausführliche Informationsmappe zusammenstellte, informierte zunächst über die Strukturprobleme, welche seit der Wiedervereinigung in den grenznahen Gemeinden vorherrschen. War man anfangs sehr euphorisch, so musste man schnell feststellen, dass vor allem die Zahl der Arbeitsplätze im laufe der Jahre stark rückläufig waren. Von einst rund 900 Arbeitsstellen am Ort blieben derzeit deutlich unter 600 übrig. Auch die Einwohnerentwicklung habe in nur einen halben Jahrhundert um ein Drittel abgenommen. Nach der aktuellen Zählung liege man knapp unter 2000 Einwohner. In den letzten zehn Jahren waren allein drei Millionen Euro notwendig, um den Verwaltungshaushalt auszugleichen, sagte Daum. Er wiederholte deshalb die Forderung nach einer Änderung des Finanzausgleichs. Die Initiative von NohA, wo sich bereits 100 ehrenamtliche Bürger zusammengefunden haben, sei deshalb wichtig. Allein, so der Bürgermeister, sei die Situation aber nicht zu schultern. Man setzte deshalb, wie auch von der Regierung von Oberfranken begrüßt auf die interkommunale Zusammenarbeit. Schwerpunkt seien dabei städtebauliche Maßnahmen, um die Voraussetzungen für den Tourismus zu verbessern. Mit deutlichen Worten wies auch Otmar Adler, der „geistige Vater“ von NohA auf die missliche Lage hin. Vom ehemaligen Ort an der Zonengrenze haben sich viele abgewandt, weil die beruflichen Perspektiven in der vormals hoch industrialisierten Gegend fehlen. Es gelte daher nach vorne zu schauen und aus der fabelhaften Natur Kapital zu schlagen. Man müsse den Ort ausbauen, damit es die Touristen mit Freude in die Klöppelgemeinde zieht. Wie Adler sagte, haben die Familien den Strandurlaub satt und würden Abenteuer und Kultur bevorzugen. Die Bausubstanzen vieler Gebäude seien unbedingt zu verbessern, weshalb man bereits im Vorfeld eine Bestandsaufnahme durchgeführt und eine Kartierung vorgenommen habe. Die TU München finde hier ein „schönes Trainigsfeld“ vor, worauf man aufbauen kann, sagte Adler. Auf die „Bündelung der Kräfte“ und dem Erhalt der Kaufkraft im Oberen Rodachtal wies der Kernteamsprecher des Projekts „Lebensqualität durch Nähe“ Wieland Beierkuhnlein hin. Reiner Kober ging als Vorsitzender des Marketingvereins Kronach Creativ auf die mit Ausnahmen wenig qualifizierten Arbeitskräfte und die guten Übernachtungsmöglichkeiten, spezielle im Aparthotel ein. Regionalmanager Willi Fehn wies auf Nachfrage der Studierenden auf die überregionale Anbindung hin. Wie er sagte, habe der Wegfall der Grenzlandförderung fatale Folgen für die Region, was sich auch in der Abwanderung von jungen, gut ausgebildeten Menschen niederschlägt. Mittlerweile habe man seitens des Staates reagiert, GA Mittel und Ziel 2 Region sei möglich. Neu hinzugekommen ist das „Leader Programm“ für den ländlichen Raum, sagte Fehn. Auf die bereits erfolgten vorbereitenden Untersuchungen in den drei Gemeinden ging Peter Sitzmann vom Sachgebiet Städtebau der Regierung von Oberfranken ein. Neben den 60 Prozent Zuschuss der Städtebauförderung könne man drei Viertel der restlichen 40 Prozent aus anderen Quellen wie Förderkulisse und EU- Mittel beziehen. Projektleiter Josef Rott, stellte am Ende der mehrstündigen Diskussion fest, dass es vielschichtige Probleme, aber gleichzeitig tolle Ansatzpunkte für Lösungen gibt. Seine Gruppe habe eine hohe Komplexität und werde sich unvoreingenommen in einen kurzen Zeitraum von drei Wochen in sechs kleinen Gruppen den Nordhalbener Problemen widmen. Dazu werde man sich auch weitere Partner bedienen und Ende Januar in München die Ergebnisse präsentieren. mw