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Auch der WBV Frankenwald machten die Sturmschäden zu schaffen

Tschirn: Das vergangene Jahr war auch bei der Waldbauernvereinigung (WBV) Frankenwald vom Sturm Kyrill, sowie später mit der Borkenkäfersituation geprägt. Auf die sich daraus ergebenden Folgen gingen fast alle Redner bei Jahreshauptversammlung, welche im Gasthaus zum Büttner in Tschirn stattfand, ein. Vorsitzender Peter Klinger sprach dabei von einem der schwierigsten Jahre seit dem Bestehen der Vereinigung von mittlerweile 40 Jahren. Das Büro in Teuschnitz sei, trotz einer zweiten Geschäftsführerin, bei der Holzvermarktung an die Grenzen der Leistungsfähigkeit gekommen. Auch die Abnehmer hätten mit der Abfuhr Probleme bereitet, was wiederum zu einer verspäteten Abrechnung geführt habe. Insgesamt, so Klinger, sei die Situation unbefriedigend und man habe seitens der Vereinsführung Verständnis für die Beschwerden der Mitglieder. Ferner ging der Vorsitzende kurz auf das 40- jährige Bestehen der WBV Frankenwald ein, welches in einem größeren Rahmen im Feststadel in Neufang gebührend gefeiert werden soll. Als Gastredner hat man den Landwirtschaftsminister Josef Miller eingeladen, von welchen auch der Termin abhängig gemacht wird. Durchwegs positive Zahlen, was sowohl dem Wirtschaftsbetrieb als auch den Vereinsbetrieb betrifft, legte Kassier Christian Simon vor. Die Kassenprüfer Siegmund Kolb und Markus Schnabrich bescheinigten eine exzellente Arbeit. Aufgrund der ernorm gestiegenen Menge an Buchungen konnte man nur eine stichpunktartige Prüfung vornehmen. Als Anregung vermerkte man die Vorfinanzierung der Havestereinsätze, welche künftig nicht durch den Verband vorfinanziert werden sollen. Hier müsse ein anderer Weg gefunden werden, sagte Siegmund Kolb. Die Entlastung des Kassier Christian Simon erfolgte einstimmig. Guido Winter, der neue Chef des Amtes für Landwirtschaft- und Forsten in Kulmbach bot nach seiner Vorstellung die weitere Hilfe seines Amtes an. Forstoberrat Michael Kreppel von der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken, führte die derzeit fallenden Holzpreise auf dem Sturm Emma zurück, obwohl die Region des Frankenwaldes größtenteils verschont blieb. Die neue Geschäftsführerin Antje Hauptvogel stelle anhand von Grafiken die vermarkteten Mengen und die dabei erzielten Preise vor. Mit Abgabespitzen im April und September konnte man für den Bereich der WBV Frankenwald rund 15.000 Festmeter von insgesamt 90.000 Festmetern im gesamten Geschäftsbereich vermarkten. Die größten Mengen wurden dabei an drei große Abnehmer verkauft, der Rest ging an weitere kleinere Unternehmen, sagte die Geschäftsführerin. In den letzten drei Jahren gab es einen kontinuierlichen Absatzanstieg, was auch zu Problemen führte. Durch Umstellungen der Arbeitsabläufe und der Einstellung einer weiteren Kraft will man diesem Problem entgegnen. In naher Zukunft will man bezüglich des Holzverkaufes auch nochmals mit den heimischen Sägerwerkern reden, um den Markt besser bedienen zu können. Die große Schar der hiesigen Waldbesitzer kommt ihren Verpflichtungen nach, leider sehen es einige aber mit ihren Pflichten auch nicht so eng, sagte Privatwaldbetreuer Peter Schmittnägel. Rund 20 Prozent der Privatwaldbesitzer würden ihrer Bekämpfungspflicht gegen den Borkenkäfer nicht oder nur spärlich nachkommen, was künftig nicht mehr so hingenommen werden kann. Manche Bürger sind auch mit den Arbeiten in verschiedenen Hinsichten überfordert und sollten deshalb professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Erneut drohte der Forstamtsrat den säumigen Grundbesitzern Zwangsgelder und Ersatzvornahmen an. Auch für eine erfolgreiche Wideraufforstung sei man auf die Mithilfe der Waldbesitzer angewiesen, sagte Schmittnägel. mw Forstamtsdirektor Michael Schneider stellte Visionen und Realitäten in der Waldbewirtschaftung im Frankenwald vor. Der Mischwald ist der Wald der Zukunft Die Prognosen der Klimaforscher des 21. Jahrhunderts sind annähernd eingetroffen, sollte sich dieser Trend fortsetzen, wird es bis zum Jahr 2100 im Durchschnitt bei uns 3,5 Grad wärmer. Die mittlere Temperatur der Vegetationszeit würde dann auf 16 Grad ansteigen, was nach heutigem Maßstab dem Weinbauklima entspricht. Die Spätfröste während der Vegetation, aber auch die sich ändernde Niederschlagsverteilung wirken sich negativ auf die Tanne, Buche und Edellaubhölzer aus. Trotzdem erfährt der Rohstoff Holz eine weiterhin hohe Wertschätzung, sagte Schneider voraus. Holz wird künftig neben dem Wasser die wichtigste Ressource des Landkreises. Man setzte dabei auf ein gutes Miteinander, schließlich sei die Wassergewinnung aus gesunden Wäldern inzwischen ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Das Bild der Baumartenverteilung wird sich in den nächsten Jahren wesentlich ändern. Bei einer Wärmephase, wie sie bereits um das Jahr 1600 vorhanden war, müssen dann die Monokulturen aus Nadelholz in stabile artenreiche Mischkulturen verwandelt werden. Die tiefer wurzende Tanne wird künftig (wie auch vor 400 Jahren) dem Wald beherrschen, während der Fichtenanteil im Frankenwald stark abnimmt. Die Baumarten der Zukunft müssen einerseits die kühlfeuchte Witterung von heute als auch die warmtrockenen Temperaturen der Zukunft meistern. Folgt man der Geschichte werden nur die Mischwälder eine Chance haben, so Schneider. Für einen Umbau stehen die Revierleiter beratend zur Verfügung, auch der Staat wird die Waldbesitzer in den Bemühungen einen zukunftstauglichen Wald entstehen zu lassen unterstützen. Die Fördermittel wurden bereits von 20 auf 36,5 Millionen Euro aufgestockt, sagte Schneider. Auch die Tier- und Pflanzenwelt wird von den Klimaveränderungen nicht verschont bleiben. Zecken, Blattwespen und Borkenkäfer werden sich weiter ausbreiten, andere Tiere wie der Kuckuck können sich der Situation nicht anpassen und werden zu bedrohten Arten. mw