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Interkommunales Städtebau Entwicklungskonzept nimmt Arbeit auf

Nordhalben: Beim ersten Bürgerforum im gemeinsamen Projekt „Interkommunales Städtebau Entwicklungskonzept“ (ISEK) zeigten die Verantwortlichen des beauftragten Büros UmbauStadt aus Weimar die Möglichkeiten der Vorgehensweise auf. Dabei wurde während der gesamten Abendveranstaltung immer wieder deutlich, dass dabei die Bürger eine wesentliche Rolle spielen und in alle Prozesse mit einbezogen werden sollen. Nach der Begrüßung und Einführung der mehr als 200 Besucher durch die Bürgermeister der drei beteiligten Gemeinden in der Nordwaldhalle, stellte der verantwortliche Projektleiter Lars Bölling seine Mannschaft vor und verwies auf die bereits erreichten Ergebnisse in anderen Oberfränkischen Regionen. Mit einer Vielzahl von statistischen Zahlen und verschiedenen Grafiken führte Dr. Wulf Eichstädt den Bewohnern aus dem Oberen Rodachtal die „Realität von außen“ vor Augen. Sowohl beim „Zukunftsatlas“ als auch der Attraktivität des Frankenwaldes liege man im „Mittelmaß“, so Dr. Eichstätt, bei seinem mit Power Point unterstützten Vortrag. Bei einem Vergleich mit der „Musterregion Schweinfurt“ liege man mit Ausnahme der sozialen Lage bei allen abgefragten Parametern hinten. Die rückläufige Bevölkerungsentwicklung, was bisher besonders in Nordhalben zu einem Wohnungsüberschuss führte, sei ein beherrschbares Thema. In den neuen Bundesländer habe man diesbezüglich noch mit wesentlich schlechteren Zahlen zu tun, so der Redner. Eine durch Regionalmanager Willi Fehn vorgelegte Studie belegt, dass die Bürger des Oberen Rodachtals die Natur, die Ortsbilder, die Lebensqualität aber auch die vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten und die bisherige Zusammenarbeit der drei Gemeinden als positiv befinden. Eine äußerst schlechte Note – sie geht schon nahe an Mangelhaft – erhielten dagegen die Arbeitsplatzsituation und die „Nähe zu den Arbeitsplätzen“. Als nicht besonders gut angesehen wird auch die Attraktivität für Zuwanderer, das Weiterbildungsangebot und die öffentliche Verkehrsanbindung, sagte Dr. Eichstädt. „Wir müssen uns den Wandel anpassen, um ihn entgegen zu treten“ Lars Bölling Projektleiter Lars Bölling sagte, die vorhandenen Initiativen zusammen zu führen, Ideen zu sammeln, Perspektiven aufzuzeigen und Schwerpunkte zu setzen als Aufgabe des ISEK. Vor der Diskussionsrunde zeigte er mit der Aufwertung der Ortskerne, welche er an die Spitze der Liste stellte, den Umgang mit Leerstand und Brachen sowie der Stärkung der Bereiche Freizeit und Tourismus mögliche Schwerpunkte auf. Durchaus vorstellbar sei in der vom Rohstoff Holz geprägten Region auch die Schaffung einer „Energieregion Oberes Rodachtal“. Als fünften und ebenfalls wichtigen Schwerpunkt nannte er die „generationsgerechte Region“, wo man aufgrund vorhandener Zahlen vor allem die älteren Leute zum aktiven Mitmachen aktivieren möchte. Mit dem Programm werde man keine direkten Arbeitsplätze vor Ort schaffen können, sondern nur die Chancen „im Wettbewerb“ um neue Betriebe verbessern, so Bölling. Mit seiner österreichischen Gelassenheit und mit Zuversicht ausstrahlenden Schmunzeln stimmte Karlo Hujber auf die Bürgerworkshops ein. Der Tourismusexperte, nannte anhand seines Themenbereichs einige Beispiele wie man die Region besser Vermarkten und gleichzeitig „Zusatzeinkommen“ schaffen kann. „Potentiale sind im Oberen Rodachtal vorhanden, wenn es uns gelingt die Engpässe zu beseitigen und nach der Pflicht auch die Kür mit Bravour zu meistern, können wir gemeinsam einiges erreichen“, sagte Karlo Hujber. In der zunächst nur spärlich beginnenden Diskussion forderte der Leiter des Forstbetriebs Nordhalben Fritz Meier und die Unternehmerin Christa Gleich aus Wallenfels die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Wirtschaftskraft der Betriebe nicht zu vernachlässigen. Nicole Kochdumper aus Steinwiesen wollte auch eine bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeit ins Konzept einbezogen wissen. Sprichwörtlich „den Nagel auf den Kopf getroffen“ hat schließlich Unternehmer Reiner Kober mit der Aussage: „Den Prozess in Gang zu bringen ist einfach, ihm schließlich umzusetzen hingegen sehr schwer“. Die Menschen im Oberen Rodachtal sind bemüht dauerhaft zu lernen, müssten nach Ansicht von Reiner Kober allerdings die Jugend noch besser einbinden. Auf Anfrage von Hans-Jochen Vandrey aus Wallenfels, wie es den mit der Förderung aussieht, sagte Peter Sitzmann von der Regierung von Oberfranken und Regionalmanager Willi Fehn, dass der Fördersatz von 60 Prozent durch weitere Geldmittel je nach Einzelfall erhöht werden kann. Der Zeitplan des Projekts sieht ein Ende im Mai des nächsten Jahres vor, war die Antwort auf eine Anfrage von Herbert Frank. Bevor Rainer Hader aus Nurn noch eine Verbesserung der öffentlichen Verkehrsanbindung und ein flächendeckendes DSL-Netz forderte, machte Gerd Daum den einzigen konkreten Projektvorschlag. Er forderte nach dem Abriss der „Rehbach Ruine“ – für welche er 30 Jahre gekämpft hat – das Umgestalten des Geländes in eine Art „Park“ damit dieses nicht zur Müllhalde wird. Zum Schluss gaben die Projektausführenden noch das Ergebnis einer „Blitzumfrage“ bekannt, an der sich aus Wallenfels (26), Steinwiesen (18) und Nordhalben (136) Bürger beteiligten. Demnach sind die größten Schwächen in der Arbeitsplatzsituation und den Zustand der Straßen und Plätze im Ort zu sehen. Eine genaue Analyse des gesamten Fragebogens wird in der nächsten Zusammenkunft stattfinden. In den Eingangsworten ging Bürgermeister Josef Daum auf die bereits „gelegten Fundamente“ der örtlichen Institutionen ein. Man müsse sich der Stärken wie die schöne Landschaft und der bezahlbaren Lebensqualität besser bewusst werden. Bürgermeister Peter Hänel forderte den Umbruch zum Aufbruch zu machen und die örtlichen Entwicklungen in das gemeinsame Projekt einfließen zu lassen. Eine weitere Belebung der familienfreundlichen Region, wozu auch Visionen notwendig sind, forderte Bürgermeister Gerhard Wunder. Die Naturschätze Wald und Holz müssten noch besser genutzt werden, zudem sollte man mit kleinen Heizanlagen eine Vorreiterrolle im Landkreis einnehmen. mw Termine für die jeweils um 19 Uhr beginnenden Bürgerworkshops sind: 27.10.08 Steinwiesen Aparthotel 28.10.08 Wallenfels Kulturzentrum 29.10.08 Nordhalben „Haus des Gastes“


Anwohner Gerd Daum kämpfte Jahrzehnte um die vom Brand übrig gebliebene „Pensel-Ruine“ zu beseitigen, jetzt hofft er dass mit Hilfe des Interkommunalen Städtebau Entwicklungskonzepts der Platz ein ansehnliches Erscheinungsbild bekommt. Foto: Michael Wunder


Mehr als 200 Bürger sind der gemeinsamen Einladung der drei Gemeinden des Oberen Rodachtals in die Nordwaldhalle gefolgt. Foto: Michael Wunder