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Mit dem Wind nach Westen - Der Film über die Ballonflucht wurde gezeigt

Nordhalben: Im Zuge der Ausstellung verdeckt und getarnt – Mittel und Methoden der geheimen Beobachtung – die in der vergangenen Woche durch den Verein Grenzfahrten e.V. im „Haus des Gastes“ in Nordhalben stattfand, war auch ein Kinoabend integriert. Der Verantwortliche des Abends Marcel Müller konnte zusammen mit Peter Strelzyk, dessen erfolgreiche Ballonflucht Grundlage für den US-Kinofilm „Night Crossing – mit dem Wind nach Westen“ wurde, dem Abend einleiten. Müller verwies dabei auf den großen Zuspruch was sowohl die Ausstellung während der ganzen Woche, als auch das Rahmenprogramm betraf. Der 1979 auf spektakuläre Weise aus der Deutschen Demokratischen Republik geflüchtete Strelzyk verwies auf ein riesiges Gefängnis, wobei 17 Millionen Menschen in der DDR eingesperrt waren. Er hätte diesen waghalsigen Schritt der Flucht bereits zehn Jahr vor dem Fall der Mauer nie bereut und hätte es zu jeder Zeit wieder gemacht. Der mittlerweile in die Jahre gekommen „Flüchtling“ sagte, dass 95 Prozent der in Amerika verfilmten Geschichte den Tatsachen entsprechen. Die Flucht der acht Personen habe damals in der gesamten Republik für Aufsehen gesorgt und neben den Spielfilm sei auch ein Buch veröffentlicht worden. Auf Nachfrage der Besucher sagte der Autor, dass das Buch derzeit vergriffen sei und erst neu aufgelegt werde. Er unterstrich auch die Gefährlichkeit seiner Tat, als er mit weiteren sieben Personen den damals bereits zweiten Versuch wagte. Die „Interessengemeinschaft“ der zwei flüchtenden Familien sei damals nicht im Bösen getrennt worden, man habe jedoch keinen Kontakt mehr zu der anderen Familie sagte Peter Strelzyk auf Anfrage aus dem Publikum. Wie er weiter informierte sei er bis zur Flucht ein treues Parteimitglied gewesen und habe um nach außen den Glauben eines loyalen Genossen zu demonstrieren auch einen Mitgliedsbeitrag an die Partei entrichtet. Mittlerweile existieren von ihm 25 Kilogramm Stasi- Akten, welche alle aus der Zeit zwischen der Flucht und der Wende angelegt wurden. Als selbständiger Handwerker habe er eine Vielzahl von Büchern studiert und die Flucht mit einem Freund langer Hand geplant. Auch die Materialbeschaffung, vor allem wegen des benötigten Stoffes für die Hülle in großen Mengen, sei, auch nur möglich gewesen weil er als Handwerker „freien Raum“ hatte. Nachdem zunächst der Frau des „Fluchtpartners“ die Nerven flatterten und diese Familie deshalb zunächst ausstieg und später auch der erste Versuch – man landete im Grenzstreifen bei Lobenstein – fehlschlug, war der Tiefpunkt gekommen. Unbeirrt machte man sich jedoch erneut ans Werk und düftelte nächtelang in der Werkstatt an Gerätschaften. Wiederum machte vor allem die Beschaffung des benötigten Stoffes, der erste Ballon wurde im Grenzstreifen zurückgelassen, zu schaffen. Mit Hilfe seines Freundes, der mittlerweile wieder ins „Fluchtgeschäft“ eingestiegen war, gelang trotz intensiver Stasiverfolgung die Flucht im Juli 1979. Der 100 Minuten dauernde Spielfilm wurde vom veranstaltenden Verein Grenzlandfahrten e.V. vorgeführt, anschließend hatten die Besucher noch die Möglichkeit sich mit Peter Strelzyk auszutauschen. mw Zitat des Tages: Wären die Menschen in der DDR nicht eingesperrt worden, hätten Honecker und Mielke keinen dritten Mann zum Skatspielen gefunden. Peter Strelzyk der vor fast 30 Jahren mit dem Heißluftballon aus der DDR flüchtete.


Peter Strelzyk, dem vor rund dreißig Jahren die spektakuläre Fluch in den Westen mit einem Heißluftballon gelang, stand nicht nur für die Fragen des Moderators Marcel Müller, sondern auch der zahlreichen Besucher aufgeschlossen gegenüber. Foto: Michael Wunder