Schlagzeilen:Der Gemeinderat stimmte der Firmenerweiterung zu
Marktrodach: Der Gemeinderat in Marktrodach hat sein Einvernehmen zum Antrag auf Baugenehmigung der Friedrich Joerg GmbH für eine Betriebserweiterung und den Neubau einer Produktionshalle erteilt. Die Räte ließen sich dabei weder von den rund 30 anwesenden Anwohnern noch von einem Schreiben von Rechtsanwälten beeinflussen. Die Anwohner hatte sich im Vorfeld juristische Hilfe bei einem Fachanwalt aus Bamberg eingeholt. Das sechsseitige Schreiben, in dem es unter anderem heißt, dass es aufgrund umfangreicher Prüfung des Antrags auf Baugenehmigung sich ergeben hat, dass nach hiesigem Dafürhalten einem solchen Bauantrag nicht stattgegeben werden darf und auch das Einvernehmen der Gemeinde hier nicht erteilt werden darf, lag den Gemeinderäte in schriftlicher Form vor. Begründet wurde die ablehnende Haltung in erster Linie, weil das Grundstück in der Louis-Dietrich-Straße in Unterrodach in einem Mischgebiet liegt und auch die Erschließung nicht gewährleistet ist. Weiterhin liegt das Baugrundstück in einem ausgewiesenen und vorläufig gesicherten Überschwemmungsgebiet. Die Anwohner sprachen von einer Ermessensentscheidung, auf die der Gemeinderat mit seiner Kenntnis der örtlichen Verhältnisse durchaus Einfluss hat. Sie bezeichneten die verursachten Behinderungen des Straßenverkehrs als nicht hinnehmbar. Auch aus städtebaulicher Sicht sei dieses Bauvorhaben nicht vertretbar. Sie forderten deshalb vor der Abstimmung den Gemeinderat nochmals nachdrücklich und eindringlich auf, dass Einvernehmen zu verweigern. SPD Fraktionsvorsitzender Oliver Skall sprach bei der Zusammenfassung über eine im Vorfeld stattgefundene Info Veranstaltung von einer Ermessensentscheidung. In der SPD Fraktion konnte für das rund 1800 Quadratmeter große und 9,70 Meter hohe Gebäude kein einheitliches Abstimmungsergebnis erreicht werden. „Ich bin in der Lage Emotionen auszublenden“, meinte der Sprecher von den Freien Wählern Michael Linke. Der Jurist versuchte die abzufragenden Punkte hinsichtlich der Prüfung durch den Gemeinderat sachlich darzulegen. Das vorgetragene Argument Überschwemmungsgebiet habe der Gemeinderat nicht zu prüfen, meinte Linke. „Es ist nicht so, dass wir alle Türen verschließen, es liegt in der Hand des Landratsamtes, was sie als Baubehörde daraus macht“, meinte er noch vor der Abstimmung. Eindeutig positionierte sich die CSU Fraktion. „Wir stehen hinter dem Bauvorhaben“, meinte Fraktionssprecher Michael Stöhr. Die Firma habe viel Engagement gezeigt und bereits viel Geld in den Standort investiert, um Arbeitsplätze zu erhalten, so Stöhr. Bürgermeister Norbert Gräbner ging auf die Historie des Betriebs, der kontinuierlich gewachsen ist, ein. Die Gemeinde habe schon immer alles versucht die Firma in der Gemeinde zu halten, ein „Umsiedeln“ in das Gewerbegebiet sei jedoch nie gelungen. Bereits vor zehn Jahren befasste man sich mit einem Erweiterungsbau, damals hatte das Verwaltungsgericht eine Klage zurückgewiesen. „Es spricht aus rechtlicher Sicht nichts dagegen, deshalb schlägt die Verwaltung vor, das Einvernehmen zu erteilen“, meinte der Bürgermeister. Mit 10:6 Stimmen folgte man schließlich dem Vorschlag des Bürgermeisters. Dr. Christoph Hiltl stellte das Projekt „Artenvielfalt am Muschelkalkzug der Fränkischen Linie“ durch die Stiftung „Lebensräume für Mensch und Natur“ und der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken vor. Wie er sagte, soll durch Flächenerwerb und langfristige Anpachtung am Kreuzberg einen Verbund aus Beweidungsflächen geschaffen werden, der eine großflächige Beweidung durch eine Wanderschäferei oder mittels mobiler Koppelhaltung ermöglicht. Wie Dr. Hiltl sagte, sei es auch möglich landwirtschaftliche oder forstwirtschaftliche Nutzflächen als Tauschflächen zu erwerben und den betroffenen Eigentümer oder Landwirten anzubieten. Es findet deshalb eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden statt um den Flächentausch ohne Nachteile und Einbußen der vor Ort bewirtschafteten Landwirte vornehmen zu können.
Auf dieser Grünfläche, die sich im Anschluss an die Firma Jörg befindet, soll eine 1800 Quadratmeter große Produktionshalle entstehen. Vom Gemeinderat gab es am Dienstag dafür „grünes“ Licht. Foto: Michael Wunder Am Rande: Die Interessengemeinschaft zeigte sich von der Entscheidung des Gemeinderates bezüglich der Betriebserweiterung Jörg enttäuscht. Noch nach Ende der öffentlichen Sitzung war ein Teil der Mitglieder vor dem Rathaus versammelt und diskutierte über das weitere Vorgehen. Man werde jetzt im nächsten Schritt die Stellungnahme des Landratsamtes abwarten. Auch wenn keine Einzelperson sich öffentlich äußern wollte, sieht man in dem riesigen Bauwerk eine starke Beeinträchtigung der Anwohner und will weiter für die Bürgerinteressen kämpfen. mw |