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Ferkel-Kastration sorgt für Unmut

Glosberg: Vor dem Start der Grünen Woche in Berlin ab dem kommenden Wochenende lud der Bayerische Bauernverband zum Stallgespräch ein. Treffpunkt war in diesem Jahr der Hof der Familie Diller in Glosberg.

Bevor es in die Hallen zu den rund 850 Tieren ging, erklärte der Kreisobmann des Bauernverbandes Erwin Schwarz, dass man derzeit so produziere, wie es die Verbraucher in den letzten Jahrzehnten gewünscht haben. Die Nachfrage nach magerem Fleisch sei weiterhin gegeben, auch wenn etwas fettere Tiere das bessere Fleisch haben. Dem Bauernverband missfällt besonders, dass im Zuge der Grünen Woche über die angeblichen Missstände der Tierhaltung berichtet wird. „In der Hauptstadt rennen Leute rum und demonstriert gegen die Tierhaltung, ohne zu wissen, wie es in den Ställen der heimischen Bauern zugeht“, sagte Schwarz. Kritik richtete er insbesondere an die Politik. So soll ab kommendem Jahr in Deutschland die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung verboten werden. Dies wiederum ist notwendig, um die unangenehme Geruchsbildung beim Fleisch(kochen) zu vermeiden. Er sieht, wie seine Kollegen darin einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber den Nachbarländern. Sein Stellvertreter, der Ferkelerzeuger Klaus Siegelin aus Tiefenklein bezeichnete die neue Gesetzesvorstellung als Rückschritt. Schließlich sei die Kastration ein kleiner Eingriff, der sich seit Jahrhunderten bewährt hat. Er stellte klar, dass alles zum Wohle des Produkts gemacht wurde. „Wir haben viel Aufwand in Gebäude und technische Anlagen gesteckt und viel in den Fortschritt investiert, deshalb wollen wir auch an der technischen Entwicklung teilhaben“, meinte Siegelin.

Auf dem Hof der Dillers in Glosberg, nahe dem Kompostplatz, werden rund 850 Schweine gehalten. Hubert Diller betreibt mit seinem Sohn Christian neben der Landwirtschaft und dem Kompostplatz als drittes Standbein noch eine Gastwirtschaft. „Wir möchten in der Region für die Region produzieren“, meinte der Chef des Hofes. Es wird keine Landwirtschaft wie vor 100 Jahren geben, auch wollen wir nicht so leben wie vor 100 Jahren, meinte der Schweinezüchter lächelnd. „Uns pfuschen einfach zu viele Leute ins Handwerk“, sagte Diller. Rund vier Monate dauert es, bis die Ferkel von rund 30 Kilogramm Gewicht die 100 Kilogramm Schlachtreife erreicht haben. Er möchte auch die Transportwege so gering wie möglich halten und deshalb alles in der Nähe vermarkten. Dies kommt wiederum den Metzgern in der Gegend entgegen. Innungsobermeister Eberhard Kraus spricht wie sein Metzgerkollege Gerald Bayer aus Reitsch deshalb von einem qualitativ sehr hochwertigen Fleisch, was in Glosberg produziert wird. Besonders heben beide die gleich bleibende Qualität der Diller Tiere hervor. „Unsere Kunden sind anspruchsvoller und kritischer“ geworden, meint Kraus. Wir Metzger wissen die heimische Landwirtschaft mit seiner Nachhaltigkeit und dem Umweltschutz zu schätzen. Über die gute Fleischqualität könne man neu Kundschaft gewinnen und die Stammkundschaft in der Region bestens beliefern, sagte der Kronacher Metzgermeister.

2017 - Stallgespräch (16.01.17)

Einen „ungewöhnlichen Besuch“ hatten die Schweine beim Stallgespräch des Bayerischen Bauernverbandes in Glosberg auf dem Hof der Familie Diller. Foto: Michael Wunder