Schlagzeilen:

Prechtls Earth

Kronach: Der mehrfach ausgezeichnete Bayreuther Künstler Wieland Prechtl ist mit seiner Ausstellung „PRECHTL`S EARTH“ beim Kronacher Kunstverein (KKV) zu Gast.

Wie Andrea Partheymüller-Gerber bei der Vernissage am Sonntag sagte, sei die Liste an Ausstellungen im In- und Ausland ist lang. Prechtls Werke waren bereits in vielen Städten Deutschlands, in europäischen Metropolen sowie in New York zu sehen. Sie meinte, dass seine besondere Auffassung von Motiv, Material und künstlerischem Prozess legendär ist. Urgewaltige Bilder entstehen durch gelenkte Zufallstechniken, außergewöhnliche Materialwahl und Umwandlung des Stoffes zu Landschaftsimaginationen. Andrea Partheymüller-Gerber zeichnete einige biografische Blitzlichter, angefangen beim Religionsunterricht in der zweiten Klasse der Jugendzeit sowie als jung verheirateter Ehemann, aber auch vom Inseldasein, Island, unvergessliche Augenblicke wie Vulkanberge, Gletschereis und heiße Erde auf. Sie meinte, dass was um ihn herum in der Natur, besonders im Wald, in seinem Garten und in den verschiedenen Landschaften, die er bereist, erfährt und erlebt, registriert er nicht nur, sondern verwendet es als Basis und wesentlichen Teil seiner künstlerischen Forschungsarbeit. All seine Erfahrungen dieser gelenkten Zufallstechniken, der Materialreaktionen und der chemisch-technischen Vorgänge entwickelt Wieland Prechtl weiter zu eigenen für sich selbst stehenden bildnerischen Werken. Zu diesen abstrahierten Landschaften, wie sie in der Galerie des KKV zu sehen sind. Diese abenteuerlich schöpferische Arbeit bildet die Grundlage für die den Besucher umgebenden Bilder. Es gibt in Kultur- und Kunstgeschichte Parallelen zur schöpferischen Handlungsweise von Wieland Prechtl. In den alten Aufzeichnungen sieht man beeindruckende Kunstwerke aus ganz unterschiedlichen Kulturen, im Westen, etwa Altamerika und im Osten, beispielsweise China, zu dieser Thematik. Es gab einmal Zeiten, in denen Menschen die Elemente und Gewalten der Natur noch unmittelbar und wesenhaft verstanden haben. Diese schöpferischen und zerstörerischen elementaren Energien werden darin besonders eindringlich im Mesopotamischen und vergleichbar im babylonischen Drachenmythos geschildert. Seine individuelle Vorgehensweise gleicht einen archaischen Kampf zwischen den trennend zerstörerischen und den bewahrend - verbindenden Kräften. All den Bildern liegt ein Entstehungsprozess zugrunde, in denen ein selbst und eigens gefertigtes Chaos, eine angerührte abenteuerliche Ursuppe zugrunde liegt. Aus dieser heraus wird jedoch eine Struktur eine neue Ordnung gebildet. So unorthodox und abenteuerlich Wieland Prechtls Herangehensweise und Bildschöpfung auch wirken mag, innerhalb der Kunstgeschichte kann dieser expressive Umgang mit Farbe und Material in der Tradition des abstrakten Expressionismus gesehen werden. Künstler und Künstlerinnen verschiedener Richtungen experimentierten häufig mit ungewöhnlichen und unvereinbaren Stoffen, dies auch im Team. Jedoch unterscheidet sich das gesamte Werk Wieland Prechtls durch die Ergebnisse, das durchgängige Bildmotiv: Landschaft, seine eindeutige Auseinandersetzung mit dem Thema Erde und deren elementarer Kräfte. Das Wortspiel PRECHTL`S EARTH zum bekannten Google Earth ist sicher kein Zufall. In dieser Ausstellung ist sein Blick jetzt auch von oben nach unten gerichtet. Aus einer Distanz, aus einer veränderten Perspektive schaut er dem elementaren Treiben auf der Erde zu. Er hat seinen Standort verändert. Die räumliche Distanz scheint größer geworden zu sein. Im Überblick aus überirdischen kosmischen Bereichen lassen sich manche Dinge besser einordnen und überblicken. Kleinigkeiten gehen durch diese Sichtweise verloren, die Distanz zur Erde vergrößert sich, das direkte Eingreifen ist kaum mehr möglich. Am wichtigstes erschien für Andrea Partheymüller-Gerber, dass Wieland Prechtl durch seine Kunstauffassung einen neuen beziehungsreichen Zugang und Umgang anregt. Eingangs der Ausstellungseröffnung hatte Sabine Raithel die Gäste begrüßt und die neue Führung des Vereins vorgestellt. Wie sie sagte, sei der KKV einer der wenigen Einrichtungen, welche zeitgenössische Kunst nach Kronach bringt. Man sei überzeugte, das die Kreisstadt diesen Kunstverein braucht und die Menschen dies auch zu schätzen wissen. Der Künstler Wieland Prechtl zeigte sich von der großartigen Galerie in Kronach angetan. Das Team um Willi Karl habe eine super Vorarbeit geleistet, damit man die Ausstellung wie vorgesehen präsentieren kann. Musikalisch mitgestaltet wurde die Ausstellungseröffnung wieder von der Berufsfachschule für Musik.

2020 - Ausstellungseröffnung VIIII (01.03.20)

Wieland Prechtl zeigt eines seiner Werke den beiden Gastgebern Andrea Partheymüller-Gerber und Sabine Raithel. Foto: Michael Wunder