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Bürgerverein Nordhalben wird 150 Jahre alt

Nordhalben: Am Samstag feiert der Bürgerverein Nordhalben, sein 150-jähriges Bestehen.

Unter dem im Jahr 2019 neu gewählten neuen Vorsitzenden Hans Daum will man das Jubiläum des Traditionsvereins gebührend begehen. Vorgesehen ist ein Gottesdienst mit Gedenken an die verstorbenen Vereinsmitglieder, in den letzten 25 Jahren musste man 157 zu Grabe tragen. Dies wirkte sich auch nicht unerheblich auf die Mitgliederstärke aus, hatte man beim 125-jährigen Jubiläumsfest noch 261 Mitglieder, so sind es aktuell noch 169.

Ganz im Zeichen der bewährten Tradition will man an die Gründung des Vereinswecks „Zur Förderung und Hebung der Geselligkeit in der Öffentlichkeit“ erinnern. Der Bürgerverein wurde am 25. Mai 1872 mit dem Ziel gegründet einzelnen Mitgliedern finanzielle Unterstützung zu geben. Ein Blick in die Vereinschronik zeigt, dass neben der Pflege der Kameradschaft auch diese finanzielle Unterstützung der Mitglieder oberster Grundsatz des Vereins in der Gründungszeit war. So wurde aufgrund der großen Geldknappheit in dieser Zeit einzelnen Mitgliedern mit kleinen Darlehen geholfen. Die erste Fahne wurde anlässlich eines Vereinsfestes im Jahre 1900 geweiht. Bis zum Kriegsausbruch 1914 spielt der Bürgerverein eine führende Rolle im Nordhalbener Vereinsleben. Während des Krieges (1914 bis 1918) finden nur die jährlichen Hauptversammlungen statt. Das 50. Gründungsfest im Jahre 1922 führte zu einem Wiederaufleben des Vereins nach dem Ersten Weltkrieg. Nach einem Rückschlag infolge der Inflation – Beiträge können wegen der schnellen Entwertung nicht kassiert werden – erstarkte der Verein wieder. Ende der zwanziger Jahre, es wurden vor allem Jubiläumsfeste im benachbarten Thüringen besucht. Die schwerste Zeit hatte der Verein in den folgenden Jahren zu überstehen. Wegen der allgemein schlechten Wirtschaftslage musste das geplante 60. Gründungsfest abgesagt werden. Am 7. April 1935 wurde der Bürgerverein Nordhalben nicht zuletzt durch Einfluss von Nichtmitgliedern sogar aufgelöst, jedoch bereits am 20. Juni dieser Auflösungsbeschluss für ungültig erklärt. Während des unseligen Zweiten Weltkrieges ruhte das Vereinsleben, das erst 1947 wieder geweckt wurde. 1952 wurde das 80-jährige Bestehen gefeiert, 1962 die neue Fahne geweiht. Der Verein zählte zu dieser Zeit bereits 261 Mitglieder. 1970 lädt der Verein erstmals alle über 70 Jahre alten Mitbürger der Marktgemeinde zu seiner vorweihnachtlichen Feier ein. Ein glanzvolles Fest brachte die 100 Jahrfeier, das Fest im Jahr 1972 brachte dem Jubelverein alle Ehre in Vorbereitung, Ausgestaltung und Durchführung. Der Mitgliederstand betrug 291 Männer. In der Zeit zwischen 1973 und 1977 festigt der Bürgerverein seinen Platz im Kreis der Nordhalbener Vereine. Regelmäßig werden Faschingstänze, Ausflugsfahrten, Preisschafköpfe und Weihnachtsfeiern, speziell für ältere Mitbürger, durchgeführt. Der Verein beteiligt sich stets zahlreich an den Festen der anderen Vereine und es gelingt den Mitgliedersand auf erstmals über 300 Männer zu bringen. 1978 geht die Ära des langjährigen Vorsitzenden Georg Wunder (Reußen-Schorsch) nach 15 Jahren erfolgreicher Tätigkeit zu Ende, der 1. Bürgermeister der Marktgemeinde Nikolaus Feulner wird zum 1. Vorsitzenden gewählt. Unter der Schirmherrschaft von 2. Bürgermeister Heinrich Kübrich feiert der Verein im Jahre 1982 mit der Bevölkerung den 110. Geburtstag. Nach dem tragischen Tod des 1. Vorsitzenden und Altbürgermeister Nikolaus Feulner hat der Verein 1985 große Schwierigkeiten einen geeigneten Nachfolger zu finden. Um den traditionsreichen Verein nicht zu erlöschen, erklärt sich Lehrer Horst Wunder bereit den 1. Vorsitz zu übernehmen. Unter dem neuen Vorsitzenden und besonders durch die aktive Mitgliederwerbung seines Stellvertreters Josef Wunder (Gustl-Sepp) gibt es einen starken Aufwärtstrend. Man erreicht einen neuen Höchststand von 320 Mitgliedern. Die Vereinssatzung wird einer Revision unterzogen und beschlossen. Der Bürgerverein steht 1991 wieder einmal vor einer großen Belastungsprobe. Horst Wunder will aus persönlichen Gründen seine bisher sehr erfolgreiche Tätigkeit als 1. Vorsitzender beenden. Gleichzeitig geben Max Müller nach 28-jähriger Arbeit als 2. Vorsitzender und Georg Radlo nach 23-jähriger Tätigkeit als Kassier ihre Ämter ab. In der Hauptversammlung am 17.03.1991 einigt man sich auf eine Arbeitsteilung. Horst Wunder und Josef Wunder führen den Verein als zwei gleichberechtigte 2. Vorsitzende, der Posten des 1. Vorsitzenden bleibt unbesetzt. Wegen ihrer hervorragenden Verdienste werden Max Müller zum Ehrenvorsitzenden und Georg Radlo zum Ehrenkassier ernannt. Nachdem sich die Zusammenarbeit der zwei 2. Vorsitzenden zwei Jahre bewährt hatte, durchschreitet der Bürgerverein im Jahr 1993 ein tiefes Tal in der Vereinsgeschichte. Es finden keine Jahreshauptversammlung, keine Sitzung der Vorstandschaft und keine sonstigen Aktivitäten im Vereinsleben statt. Nach schwierigen Verhandlungen stellt sich ein Jahr später der damalige zweite Bürgermeister Josef Gareis als 1. Vorsitzender zur Verfügung und wird gewählt. Nach 123 Jahren findet die Hauptversammlung 1995 zum letzten Mal im Gasthof „Goldener Löwe“ (Wiener) statt, da das Lokal geschlossen wird. Wieder geht ein Stück alte Tradition zu Ende. Nachdem man unter Josef Gareis wieder Tritt gefasst hat, feierte man in der neu errichteten Nordwaldhalle mit Ehrungen und Auszeichnungen in einem zweitägigen Fest das 125-jährige Gründungsfest. Bildlich zumindest schrieb man bei der 850 Jahrfeier der Gemeinde im Jahr 2004 die Vereinsgeschichte fort. Beim historischen Festzug präsentierte sich der Verein wie gegen Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Man trag dabei wie bei öffentlichen Anlässen üblich Gehrock (Schwänzer) und Zylinder. Zu dieser Zeit wurden auch regelmäßig Filmabende durchgeführt und der Erlös für caritative- oder gemeindliche Zwecke zur Verfügung gestellt, insgesamt in den letzte 25 Jahren über 7.700 Euro. Das Interesse an den jährlich durchgeführten Preisschafkopfrunden wurde immer geringer, so dass man im Jahr 2015 auch dieses Angebot einstellte, ebenso die jährlichen Ausflugsfahrten. Horst Wunder hat die alten Protokollbücher, verfasst in altdeutscher Schrift übersetzt und digital erfasst. Der Bürgerverein war nach der Gesellschaft Harmonie der zweitälteste Verein, nach deren Auflösung ist er jetzt der älteste Verein in der Klöppelgemeinde. In der Jahreshauptversammlung 2019 wurde schließlich Hans Daum zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er wird am Samstag auch einen Rückblick auf das Vereinsgeschehen geben. Zuvor findet um 17 Uhr ein Gottesdienst statt, anschließend unterhält die Musikkapelle Nordhalben die Gäste in der Nordwaldhalle.

Bürgerverein Historischer Festzug

Bei der 850 Jahrfeier der Marktgemeinde im Jahr 2004 knüpfte man zumindest bildlich an die 1872 begonnene Vereinsgeschichte an und trat beim historischen Festzug wie früher bei öffentlichen Anlässen üblich mit Gehrock (Schwänzer) und Zylinder auf. Foto: Michael Wunder