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Auf den Spuren der ehemaligen innerdeutschen Grenze

Nordhalben: 35 Jahre nach dem "Mauerfall" wurde im Rahmen des VHS-Projekts "Lange Nacht der Demokratie" auch eine vierstündige Geschichtswanderung angeboten.

Die Wandergruppe mit Teilnehmern aus verschiedenen Richtungen des Landkreises machten sich unter Führung von Kreisheimatpfleger Hans Blinzler bei kühlen Temperaturen, aber strahlendem Herbstwetter auf eine zwölf Kilometer lange Tour, die unter den Themen „Gemeinsamkeit, Demokratie“ zunächst zu markanten Stellen im Ort führte. Am Dreiherrnstein, auf dem den Sagen nach die drei Herren der anliegenden Machtbereiche gemeinsam essen und dabei anstehende Probleme besprechen und doch in ihrem Lande sitzen konnten, ging Blinzler auf die wechselvolle Geschichte von Burg und Ort ein. Nach steilem Anstieg auf die Titschendorfer Höhe hielten die „Geschichtswanderer“ eine wohlverdiente Pause am „Nordhalbener Blick“ ein und erfuhren die Geschichte der lutherischen „Auswanderer“, die sich um 1620, am Anfang des 30-jährigen Krieges, auf dem gegenüber liegenden Bergrücken ihre neue Heimat schufen und nun, als „Titschendorfer“ den Schutz des Reußen Herren von gleicher Konfession genossen.

Einen beträchtlichen Teil der Geschichtswanderung nahm ein recht gut erhaltenes Relikt der DDR-Zeit, der Kolonnenweg ein, heute die Grundlage für das „Grüne Band“, Biotop und über 1 000 km langer deutscher Themenwanderweg. Den hochinteressierten Wanderern wurde anhand von Aufnahmen aus der Zeit des Kalten Krieges die für viele heute unglaubliche Absicherung und Todesmaschinerie zur Abgrenzung gegen die  Bundesrepublik nahegebracht. An der ehemaligen Straßensperre nach Lobenstein berichteten der Heimatpfleger und einheimische Teilnehmer, von Fotos begleitet, über die unvergessliche „Grenzöffnung“ hier im November 1989, die gemeinsam mit Hunderten von (Noch-) DDR-Bürgern und Blaskapelle das historische Ereignis feierten. Über den Wiesenpanoramaweg mit schönem Frankenwaldblick und den Skulpturenweg ging es zurück in die Marktgemeinde, wo - nach stärkender Einkehr mit Beiträgen von Margarete Wunder-Blinzler über ihre "Erinnerungen 1989" - auch der Vortrag über das Grüne Band „1270 Kilometer zu Fuß auf der Suche“ besucht wurde. Katharina Trabert war nach dem Vorbild der Wanderschaft für Zimmermannsgesellen 79 Tage zu Fuß unterwegs. Sie beginnt ihren Vortrag im Nordwald Space wie die Zimmerleute auf der Walz mit einem Lied, dass sie vorsang, wenn sie um eine Unterkunft oder etwas Essbares bat. Die 45-jährige startete in Bad Elster und durchquerte neun Bundesländer durch denen sich das Grüne Band zieht. Den Weg, der das Land über viele Jahre hinweg physisch gespalten hat. Während der knapp drei Monate suchte sich immer Antworten auf die Frage, was das Volk vereint. Mit mehr als 200 Menschen hat sie dabei gesprochen und jeder einzelne war von der Frage nach dem Zusammenhalt gerührt. Aus unterschiedlichen Generationen kamen sehr unterschiedliche Antworten. Als wichtigste Erfahrung sei ihr das aufeinander zugehen und zuhören geblieben. Das Nötigste aus ihren Rucksack hatte sie schnell ausgepackt und vorgestellt. Unter anderen hatte sie eine Rolle grüne Wolle in ihren nur wenige Kilogramm schweren Rucksack, davon legte sie jeden der Befragten ein grünes Armband um. Meist sei das Wetter gut gewesen, dann sei es viel einfacher an die Menschen zu kommen, um ein Wasser oder ein Stück Brot zu bitten. Abweisungen gab es keine, ein Teil der Leute habe sie sogar zum Übernachten aufgenommen. Neben den geplanten Hotel- und Gästezimmern dienten aber auch Bauwagen, Scheunen oder Gartenhäuser als nächtliches Quartier. Dabei habe sie immer vor dem Schlafengehen ihr tägliches Online Tagebuch geführt.

2024 - Grünes Band (06.10.24)

Nach der Wanderung mit Kreisheimatpfleger Hans Blinzler, stellte Katharina Trabert ihre Erfahrungen auf dem Grünen Band im Nordwald Space vor. Foto: Michael Wunder