von Michael Wunder
Kreis Kronach: Die Spitze der deutschen Mountainbike- Szene war in ihrer 6. Etappe von Oberhof nach Bad Steben zunächst in Thüringer- und anschließend im Frankenwald unterwegs. Der vorwiegende durch den Wintersport bekannte Ort Oberhof mit seinen rund 1700 Einwohnern wurde am frühen Morgen von der rund 500 Mountainbikern "überrannt". Durch einen riesigen Torbogen wurde das Starterfeld von begeisterten Zuschauern verabschiedet. Bereits nach wenigen Minuten war man auf dem Rennsteig, von wo man zunächst in Richtung Neustadt über Schmiedefeld fuhr. Auf dem Rennsteig, der mit Ausnahme von einigen Wanderern an diesen Vormittag wenig frequentiert wurde, geht es weiter Richtung Lauscha nach Ernstthal und Spechtsbrunn. Über die kalte Küche und der Schildwiese führte der Weg die Weltelite des Mountainbikesports nach Bayern. Bei der Einfahrt zum "alten Rennsteig" wurden die Fahrer mit einem Transparent vom Tourismusverband Franken begrüßt. Von jetzt an begannen auch die tückischen Wurzelpfade, welche sich bis nach Nordhalben fortsetzten. Einer der ersten Zuschauer auf Bayerischer Seite war Stefan Fredlmeier, der Geschäftsführer des Frankenwald Tourismus Verbandes und Organisator vor Ort. Während es zu Beginn etwas gemütlicher vom Startort Oberhof losging, zogen die Topteams zu Mitte des Rennens das Tempo an. Aufgrund der Tempoverschärfung zerfiel das Teilnehmerfeld es entstanden weiträumige Lücken, die Streu wurde sozusagen vom Weizen getrennt. In Steinbach am Wald war am Kreisel ein weiterer Verpflegungspunkt, wo allerdings die meisten nur kurz Halt machten. Dort wurden die Fahrer auch von einer Gruppe Kinder und Jugendlicher angefeuert. Am Kreisel regelte die Polizei den Verkehr und lässt die "Spitzengruppe" durch. Nach einer der wenigen kurzen Strecken auf asphaltierter Straße, die gesamte Strecke führte zu weit mehr als 60 Prozent auf Schotter, geht es über das "Lauenhainer Schwimmbad" weiter in Richtung Reichenbach. Während im Tal eine kleine Gruppe Zuschauer die Fahrer mit Raspeln und Hupen anfeuert, steht am Ende des Berges ein älterer Herr und klopft so manchen am langen Berg schwach gewordenen Fahrer aufmunternd auf die Schulter. Über die alte Reichenbacher Straße führt der weitere Weg bis nach Tschirn, wo vorwiegend ältere Herrschaften hinter den Gartenzäunen hervorrufen. Mit rasendem Tempo geht es das Dorf hinunter, über die Kreuzung, welche für die Spitzengruppe, wie andere gefährlichen Stellen, kurzfristig gesperrt wurde, auf der anderen Seite folgt der Anstieg zu einem weiteren schwierigen Teilstück. Die Strecke zwischen Tschirn und Nordhalben weißt schließlich alles auf, was sich die Mountainbikefahrer vorstellen und fordert auch sämtliche Register des Könnens von den Teilnehmern. Die Abfahrt, durch den Regen am Vormittag aufgeweicht, nehmen die meisten im "Schuß". Am Ende folgt die Durchquerung der Tschirner Ködel, bevor es wieder steil bergauf geht. Auch in der nächsten Abfahrt zur ehemaligen Fichteramühle wird kein Hindernis ausgelassen, über Stock und Stein geht es durch "Sumpfgebiete" bis ins Tal. Die Fahrer mittlerweile vom Schmutz gekennzeichnet müssen nunmehr den Anstieg der Fichtera zum Skilift, die "Ochsentour", welche massig Kräfte fordert nehmen. Am Skilift zeigte sich die Gemeinde Nordhalben als wahre "Sportgemeinde" neben der ausgiebigen Verpflegung, welche jedoch unterschiedlich in Anspruch genommen wird, stehen auch Mädchen in der Nordhalben Tracht und weitere Begeisterte an der Strecke und feuern die müde gewordenen Sportler an. Spätestens jetzt ist klar, das "Mountainbikefieber" hat den Frankenwald erreicht, ein Hauch der Tour de France, wie später auch im Ziel in Bad Steben, ist zu spüren. Über den Bahnsteig geht es weiter ins nächste Tal, bevor man die letzten kleinen Anstiege am schwarzen Teich und in Langenbach in Angriff nimmt. Ehe man am Etappenziel vor Hunderten von Bad Stebener und Kurgästen das knochenharte Rennen beendet, wird man in Langenbach noch von einer großen Anzahl von Fans angefeuert. Sie machen wie im Zieleinlauf mit Ratschen mächtig Krach und rufen den Fahrern ein letztes aufmunterndes "Hopp, hopp" zu. Nach der Zieldurchfahrt gibt es für die Teilnehmer zunächst Getränke. Eine Radsportmesse der allerfeinsten Güte, bei der die Topmarken der Welt vertreten sind, schließt sich an. Die Fahrer sehen sich derweil aber nach einer Dusche und den anschließenden Besuch in der Therme. Bevor man am nächsten Tag wieder den "Drahtesel" besteigt und die nächste Etappe in Angriff nimmt, gibt es, um den Kohlehydrathaushalt auszugleichen, am Abend noch eine Pasta- Party im Kurhaus. Überschattet wurde die Etappe vom Sturz eines Fahrers am Ende des Feldes, der sich in der Nähe von Tschirn schwere Verletzungen zuzog und mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen wurde. mw

Die Lokalmatadoren:
Unterschiedliche Stimmung gab es bei den beiden Team des Frankenwaldes. Während es bei den Damen hervorragend lief und das Team Bad Steben mit Jasmin Erhardt und Birgit Schnapp den zweiten Platz belegte, hatten die Herren mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Vom Pech verfolgt wurde auf der "Heimetappe" das Team Frankenwald mit Peter Erhardt und Frank Müller. Zweimal stand ein Plattfuß an und schließlich noch Probleme am Schaltwerk warfen die beiden zurück.

Ein persönliches Resümee von Michael Wunder, der die Fahrer auf der Etappe zwischen Oberhof und Bad Steben begleitete. "Trotz intensiver Vorbereitung, verbunden mit einer Gewichtsabnahme von mehr als 20 Kilogramm, in den letzten sechs Monaten hat man auf die Dauer der Strecke nicht den Hauch einer Chance mit den Spitzenfahrern mitzuhalten". Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 30 km/h ist schon "Wahnsinnig" und kann vom "Straßenrand" nicht so beurteilt werden. Nicht zu vergessen auch die Tatsache, dass die Teilnehmer an acht aufeinander folgenden Tagen im Sattel sitzen, währende ich "nur" die Tagesetappe von rund 120 Kilometern hinter mir bringe. Je länger das Rennen dauert, um so mehr verlassen mich die Kräfte, so dass ich gerade im letzten drittel des Rennens noch nach hinten rutsche, aber noch unter sechs Stunden Fahrzeit (die Spitzenreiter, auch um einige Jahre jünger, brachen rund 4,5 Stunden) das Ziel in Bad Steben erreiche.

Die Ergebnisse der einzelnen Klassen:
(21) men
1. Rothaus-Kube (Frank Lehmann und Thomas Nicke) 4:37:27.8
2. Team Buklls (Karl Platt und Stefan Sahm) 4:37:29,9
3. Team Fiat Rotwild (Andreas Strobel und Silvio Wieltsching) 4:39:42,2
(22) women
1. Team Cube WIS (Anna-Sofie Norgaard und Kristin Norgaard) 5:21:20.2
2. Team Bad Steben (Jasmin Erhardt und Birgit Schnapp) 5:33:50.1
3. Team Fiat Rotwild Damen (Kerstin Brachtendorf und Danile Trösch) 5:36:40,5
(23) mixed
1. Rocky Montin/Haywood (Carsten Bresser und Alison Sydor) 5:14:24,4
2. Bobteam.Info (Harald Behr und Kirsten Maas) 5:41:14,0
3. Zwillingscraft 2 (Wiebke Klissendorf und Dietmar Steck) 5:41:14,0
(24) master
1. Sachsenteam von Welt (Robert Novotny und Milan Spole) 4:52:59,5
2. Kfm/Ast-Bikes.de (Ralf Opel und Andreas Schmidt) 5:17:28,8
3. Scott Racing Team Heilenmann (Robert Eder und Ralf Böhm) 5:18:18,3
(25) senior master
1. Die Finisher (Erich Stephan und Eugen Röhrle) 5:30:51,4
2. Vo Dr Alb Ra (Josef Löffler und Hans Jürgen Ammann) 5:41:59,3
3. Teamsgazellen 106 (Wolfgang Hauck und Reinhard Dörr) 5:43:41,3
(12) indivitual finisher
1. Rainer Augenstein Team Sherpa 5:06:26,6
2. Luca Mara Kraft Swedish Friends 5:07:14,0
3. Eric Becker Juwelier Hilscher-Becker Coa 5:35:57,0
(14) noncompetitive
1. Johannes Striller Team Erbach Im Odenwald 6:09:28,6
2. Wolfgang Grethler Team Aktion Direkt 7:15:20,2
3. Markus Gebhardt Team Aktion Direkt 7:15:21,4

Selbst die Durchquerung eines Flusses, in diesem Fall der Tschirner Ködel, fehlte auf der knüppelharten Strecke zwischen Tschirn und Nordhalben nicht. Foto: Michael Wunder

Nicht alle Fahrer waren so erschöpft, wie dieser Radfahrer. Foto: Michael Wunder