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Barrierefreiheit schaffen

Nordhalben: Die Idee barrierefreie Zugänge zu schaffen, Rollstuhlfahrern das Leben ohne Treppen zu ermöglichen sowie Gehbehinderten das Treppensteigen leichter zu machen, schmiegte der Nordhalbener Thomas Köstner bereits vor etlichen Jahren.

Dies kommt nicht von ungefähr, hatte er doch zu diesem Zeitpunkt bereits langjährige Erfahrungen im Profilbau in der Industrie. Darüber hinaus war sein Vater zu diesem Zeitpunkt selbst schon pflegebedürftig und er sah wie schwierig ein Fortbewegen ohne entsprechende Hilfseinrichtungen ist. Somit entstand schon vor über zehn Jahren der erste barrierefreie Eingang im Elternhaus von Thomas Köstner. Seitdem konnte er den Gedanken nicht mehr loslassen, dies einmal als Handwerksdienstleistung für Hilfsbedürftige anzubieten. Den ersten Schritt zur eigenen Firma machte der gelernte Werkzeugmacher vor drei Jahren, als er sich auf Basis eines Kleinunternehmens selbstständig machte. In dieser Zeit wuchs eine neue Werkstatt im Kellergeschoss seines Wohnhauses kontinuierlich heran und ist mittlerweile für die Bedürfnisse des Profilbauers bestens ausgestattet.

Angefangen von verschiedenen Sägen für die Zuschnitte über Säulenbohrmaschine bis hin zur Biegebank hat man alles angeschafft, was zum Bau und Herstellen der behindertengerechten Eingänge notwendig ist. Durch die wachsende Auftragslage entschied sich der Kleinunternehmer dazu, sein bis dahin zusätzlich bestehendes Arbeitsverhältnis zu beenden und sich vollkommen seinem Gewerk zu widmen. Seit diesem Zeitpunkt ist Thomas Köstner bei der Handwerkskammer von Oberfranken in die Handwerksrolle eingetragen. Er ist zum einen berechtigt zum Verbau DIN gerechter Normteile, zum anderen ist er der einzige Betrieb, welcher sich in Oberfranken barrierefreier Betrieb nennen darf, darauf hat man auch den Fokus gelegt. Das junge Unternehmen nennt sich „Barrierefrei Wohnen- Leben“ (BWL) und hat sich zum Ziel gesetzt den Betroffenen eine barrierefreie Zukunft zu ermöglichen. Zwischenzeitlich hat Thomas Köstner auch schon einige Auffahrrampen aus Aluminium gefertigt, diese reichen von einfachen geraden Rampen bis hin zu aufwändigen Konstruktionen für ganze Hauseingänge und Innenhöfe. Die Kunden vor Ort sind dabei ebenso zufrieden wie die außerhalb des Landkreises, wo Thomas Köstner tätig war. Stets mit allen Sicherheitsaspekten und Vorschriften der Krankenkassen und Förderungsstellen im Gepäck, informiert man rund um das Thema Förderungsmöglichkeiten. Die Vorgehensweise ist dabei immer ähnlich: Nach einer Anfrage kommt der Firmenchef selbst, misst die Anlage aus, bespricht dies mit den Eigentümern und macht schließlich einen Kostenvoranschlag. Mit einer inklusiven 3D Vorschau des gesamten Projekts kann der Kunde vorab sein Bauvorhaben virtuell begutachten. Bei Zusage unterstützt Thomas Köstner die Antragsteller bei der Krankenkasse und erledigt im Einverständnis mit der Kundschaft den restlichen Abwicklungsweg. Wenn die Zustimmung über eine „wohnfeldverbessernde Maßnahme“ vorliegt, werden somit die Projekte der Firma BWL mit bis zu 4.000 Euro gefördert. Mit weiteren Fördertopfmöglichkeiten außerhalb der Kassenbezuschussung ist Thomas Köstner ebenfalls vertraut. Die stabile Unterkonstruktion ist dabei immer aus verschraubtem rostfreiem Aluminium. Die Rampen werden in unterschiedlichen Profilstärken ausgeführt und können in Verwendung mit Punktfundamenten auf Grünflächen, sowie mit Stellfüßen auf Pflaster-, oder Teerflächen gestellt werden. Der Untergrund stellt dabei kein Problem dar, versicherte der Firmenchef. Der sich auf dem Gestell befindliche Boden wird extern angefertigt und ist ebenfalls aus rostfreien rutschsicheren Aluminium Warzenblech, welches leicht zu pflegen ist. Es ist sinnvoll, nach dem Winter und der Salzbestreuung die Rampe gründlich mit dem Hochdruckreiniger zu bearbeiten, deshalb bietet die Firma auch einen Wartungsvertrag an. Mit einen Eigenanteil, welcher von der Kasse nicht übernommen wird, können auch Verblendungen in verschiedenen Farben, etwa zur Hausfarbe passend, angebracht werden. Für Interessierte ist derzeit im ehemaligen Modehaus Mohr in Nordhalben eine einfache Musterrampe ausgestellt. Der 33- jährige verweist auf die derzeit entsprechenden Lieferzeiten für das Material. Da es sich immer um handgefertigte Einzelstücke mit den entsprechenden Maßen handelt, sollte eine gewisse Vorlaufzeit eingeplant werden.

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Im Schaufenster des ehemaligen Textilhauses Mohr ist derzeit ein einfaches Ausstellungsstück von Thomas Köstner zu sehen. Foto: Alexander Mohr

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Mit Stufen, Podesten und Auffahrrampen von verschiedenen Richtungen, alles ist bei der Einzelfertigung möglich. Foto: Alexander Mohr