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Bürger protestieren in Tettau

Tettau: Unter dem Schutz der Polizei stand am Donnerstag die Bürgerversammlung in Tettau.

Kurz vor Beginn der Veranstaltung in der Festhalle wurde eine Demonstration der „Andi-Windkraft-Bewegung“ bekannt. Das machte die Maßnahme notwendig. Die Gegner der in Langenau vorgesehenen Windparks standen dabei friedlich vor der Festhalle und machten mit einem Transparent „Ein Windpark am Rennsteig ist genug“ aufmerksam, dass man mit dem geplanten Windpark von 15 Windrädern am Rennsteig gut bedient sei. Eine weitere drei Windräder umfassende Anlage im Bereich von Langenau sehen die Protestierenden als überflüssig an.

Die langatmige Diskussion war dann nach dem Vortrag von Erik Vorlaufer auch das beherrschende Thema der Bürgerversammlung und stellte den umfangreichen Rückblick von Bürgermeister Peter Ebertsch (BfT) in den Hintergrund. Es gab zahlreiche Wortmeldungen der Langenauer Bürger, die bei ihrem Protest vor der Halle durch Buchbacher Bürger verstärkt wurden. Manfred Suffa fragte schließlich, ob es denn nicht andere Themen in der Gemeinde gebe, als nur den Windpark Langenau.

Der Planer Erik Vorlaufer von der Firma VWPA erklärte, dass für den geplanten Windpark die Tettauer Bürger zu 100 Prozent die Gesellschafter sein werden. Er stellte die bisher von seiner Firma durchgeführten Projekte vor, dabei sei auch ein Rückbau bereits vor der Inbetriebnahme zugesichert. Nach den Plänen des regionalen Planungsverbandes müsste derzeit ein Kilometer von der geschlossenen Wohnbebauung Abstand gehalten werden. Im Markt Tettau gebe es nach den jetzigen Kriterien nur diesen einen Standort, der maximal drei Windräder zulässt. Am Standort im vom Borkenkäfer zerstörten Wald könne man den Abstand jeweils zu Langenau, Buchbach und Schauberg einhalten. Mittlerweile wurde der Schattenwurf, der besonders in den Jahreszeiten tiefstehender Sonne nicht zu vermeiden sei, simuliert. Für die wenigen Stunden im Jahr sei es technisch und finanziell möglich, die Anlage abzuschalten. Im Sommer sei diese absolut kein Problem. Die Schallbelastung mit einem Pegel von 35 bis 40 Dezibel sei mit einem Kühlschrank vergleichbar. Bürgermeister Peter Ebertsch machte nach zahlreichen Anfragen der Langenauer Bürger nochmals deutlich, dass es keinen alternativen Standort in der Gesamtgemeinde gibt. Auch Kleintettau habe die bereits beschlossene Anlage im Blick und Loyalität gezeigt, für Langenau könne keine Ausnahme gemacht werden.

„Tettau dreht sich bei den Windrädern im Kreis“

Bürgermeister Peter Ebertsch

Er forderte eine saubere Ermittlung, Fake News auf Social Media wie die eingestellte Simulation seien nicht dienlich. Die Energiewende sei zur Sicherung der Nachwelt unumgänglich, deshalb sei eine nachhaltige Planung notwendig. In Tettau haben sich bei einer Befragung 90 Prozent für Windkraft ausgesprochen. Drei Kommunen sind beim Windpark direkt an vier Windrädern beteiligt, da habe man ein Musterbeispiel erreicht und kein Kirchturmdenken hingelegt. In Langenau seien für die drei Windräder gerade mal 29 Hektar vorgesehen. Zusammenfassend machte man seitens die Langenauer Initiative deutlich, dass sie keine generellen Windkraftgegner seien, aber der Rennsteig mit seinen geplanten 15 Windrädern bedient sei und es keiner weiteren Bedarf gebe.

Vorher hatte der Bürgermeister anhand der Bürgerinformationsbroschüre die Zahlen und Finanzen des vergangenen Jahres aufgezeigt. Er erinnerte an die guten Netzwerke, um gemeinsam wichtigen Projekte voranzubringen. Dank MdL Jürgen Baumgärtner konnte für das Freibad Ludwigsstadt eine gute Bezuschussung erreicht werden, was der gesamten Rennsteigregion zugutekommt. Sorgen bereite die Bertelsmann-Studie in ihrer Bevölkerungsvorausberechnung. Aufgrund der abnehmenden Einwohnerzahlen würde schon jetzt die pro Kopf Verschuldung steigen, obwohl man zahlenmäßig nicht viel mehr Schulden hat. Stolz zeigte sich Ebertsch, dass in den vergangenen zehn Jahren rund 20 Millionen in Tettau investierte wurden. Auf der Ausgabeseite stünden mit knapp zwei Millionen die Kreisumlage ganz oben, ein Prozentpunkt sei ungefähr 45.000 Euro. Die Kunst der Zinsaufwendung sei immer Darlehen aufzunehmen, wenn der Zinssatz niedrig sei, das habe man in Tettau geschafft. Dennoch werde man auch weiterhin alle staatlichen Fördertöpfe anzapfen. Ziel sei es auch Stabilisierungshilfe zu bekommen, dafür mache sich die Gemeinde auch weiterhin stark. Mit Hilfe der Nordostbayern-Initiative konnten einige baufällige Gebäude dem Erdboden gleich gemacht werden. In diesem Jahr steht die Erneuerung des Daches der Festhalle mit Kosten von rund einer Million an. Als erste Gemeinde im Landkreis habe man mit Mitteln aus der RZWas seine Hausaufgaben in Sachen Wasser und Abwasser mit einer 80-prozentigen Förderung gemacht. Es war eine harte Realität, aber die gemeindlichen Quellen sind versiegt. Zum Glück habe man dort kein Geld investiert, wurde der Bürgermeister deutlich. Als richtig habe sich auch die Beschaffung eines neuen Feuerwehrfahrzeugs herausgestellt. Damals betrug der Eigenanteil noch 100.000 Euro, heute müsste man rund das viereinhalbfache hinlegen. Die PV-Anlage in Langenau mit einst rund elf Hektar wurde auf unter sechs Hektar verkleinert. Hier gelte es, auch für die Bürger einen bezahlbaren Bürgerstromtarif auszuhandeln. Die Projekte, welche im Zuge der Förderoffensive Nordostbayern in Langenau vorgenommen wurden, mussten wegen der enormen Preiserhöhung mehrfach ausgeschrieben werden. Nach Pfingsten wird in Alexanderhütte das vorläufig letzte Projekt über die Förderoffensive abgewickelt. Im Sattelgrund wurde die halbe Ortschaft abgerissen. Der Gemeinderat habe immer versucht alle Ortsteile gleich zu behandeln. Nach wie vor gut angenommen wird die Tettau App. Bezüglich des Radwegs im Tettautal will man nicht nachgeben und eine politische Entscheidung erzwingen.

2024 - BV Tettau

Eilentscheidung erlaubt Demonstration vor der Bürgerversammlung. Foto: Michael Wunder