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Jeder braucht Strom, aber die Anlagen sollen nicht vor die eigene Haustür

Tettau: Der Markt Tettau hält an den erneuerbaren Energien fest und will was für die Energiewende tun.

Dabei zeigte sich erneut die Situation um PV-Anlagen, jeder will sie haben, jedoch keiner vor seiner Haustür. Es sind deshalb einige Bürger aus Langenau, welche direkt betroffen sind, wegen den Punkt: Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes mit integriertem Vorhaben- und Erschließungsplan Sondergebiet „Solarpark Tettau-Langenau“, sowie der 3. Änderung des Flächennutzungsplanes zur Gemeinderatssitzung gekommen. Mit der betroffenen Landwirtin Kathrin Bergner und Anwohner Stefan Lipfert kamen auch zwei betroffene Bürger zu Wort. Zuvor stellte der Projektverantwortliche Michael Ebertz von Münch Energie die in der 2 Änderung eingereichten Vorbehalte, welche für die 3. Änderungen eingearbeitet wurden, vor. Beim vorausgegangenen Vergrämen der Lerchen mit dem Setzen von Pfählen sei ein großer Fehler passiert, dies sei allein seine Schuld, wofür er sich bei den Landwirten und Grundstücksbesitzern entschuldigte. Die Kommunikation sei in der Vergangenheit immer etwas zu kurz gekommen, weshalb man für die Flächenbesitzer einen Newsletter einführen will. Es sei nicht üblich in eine 3. Auslegung zu gehen, aber die Firma Münch will einfach nichts über die Köpfe der Bürger entscheiden. Gemeinsames Ziel sei es nach wie vor die Energiewende voranzubringen und in Langenau einen günstigen Bürgerstrom zu produzieren. Dieser soll zwischen 23 und 26 Cent je Kilowatt liegen und für zehn Jahre gelten. Im Ganzen gelte es aber größere Schritte zu tun, deshalb habe man auch die Planungen für ein Umspannwerk in Teuschnitz schnell vorangebracht. Ein weiteres Ziel sei es die Beteiligung der Kommunen mit bis zu 30 Prozent auf dem Weg zu bringen. Die Zinsen betragen mittlerweile 5,5 Prozent. Bei PV-Anlagen sei immer eine Doppelnutzung der Flächen vorgesehen, vorrangig gehe es um Schafe, Rinder sind bei der Größenordnung der Anlage in Langenau eher schwierig. Michael Ebertz zeigte nochmals die immer wieder ins Gespräch gebrachten Dachanlagen auf, für welche in keinster Weise die Dachflächen zur Verfügung stehen. Wegen der befürchteten Blendung des Straßenverkehrs habe man mehrere Gutachten eingeholt und eine „Blendschutzwand“ vorgesehen. Immer wieder werde kritisiert, dass die Anlage zu nahe an den Häusern liegt, deshalb sei man auch erneut zurückgerutscht, den Abstand von 100 Metern könne man aber nicht einhalten. Der Projektleiter sprach sich für eine „saubere Lösung“ aus, wobei nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Die Anlage sei bereits auf ein Minimum von einst geplanten 15 Hektar auf sechs Hektar reduziert worden. Aufgrund des anschließenden Landschaftsschutzgebiets sei eine Verschiebung nicht möglich und eine weitere Verkleinerung würde die Wirtschaftlichkeit gefährden. Als klare Aussage fasste er zusammen:

„Wir werden nicht bauen, wenn es mit den Landwirten nicht vorher eine Lösung gibt“.

Projektleiter Michael Ebertz zur PV-Anlage in Langenau

Bürgermeister Peter Ebertsch (BfT) meinte, dass die Anlage optisch nicht schön sei, man sich jedoch den Herausforderungen stellen muss. Das Verhältnis der kleinesten PV-Fläche zur energiereichsten Gemeinde passe nicht zusammen. Der „Königsweg“ wären Photovoltaikanlagen auf abgeschlagenen Waldflächen zu bringen. Dies sei politisch nicht gewollt und als letztes Glied in der Kette müssten die Kommunen die verfehlte Politik der Regierung in Berlin ausbaden. Er bemängelte, dass man für das Land wenig übrig hat und sich vieles auf die Stadt konzentriert. Bevor die Bürger zu Wort kamen, regte Annika Kappel (SPD/ZMT) weitere Bürgersprechtage eventuell auch per Telefon an. Dietmar Schmidt (SPD/ZMT) wollte ebenfalls die Bürger enger eingebunden sehen, auch indem sie Rederecht in der Sitzung erhalten. Frank Hammerschmidt (FW/CSU/BfT) sprach den Netzanschluss, welcher bei der Kläranlage sein soll, an. Willi Güntsch Speicher (SPD/ZMT) wollte Auskünfte zu den geplanten Strom-Großspeichern, die am Umspannwerk in Teuschnitz geplant sind. Massiv setzte sich Gemeinderat Carl-August Heinz (FW/CSU/BfT) für Ausgleichsflächen im Landschaftsschutzgebiet ein, damit die Mindestabstände eingehalten werden können. Der direkte Nachbar Stefan Lipfert meinte, dass die Regierung von Oberfranken den strittigen Punkt mit den Abstandsflächen zur Wohnbebauung erkannt habe. Es gebe auch eine Empfehlung derer Bayerischen Staatsregierung dazu. Enttäuscht zeigte er sich über die „Salamitaktik“ von einst 15 dann auf 50 Meter zu gehen. Er kenne mittlerweile viele PV-Anlagen, aber keine, welche weniger als 100 Meter von der Wohnbebauung entfernt sei, deshalb werde er auch an seiner Forderung festhalten. Insgesamt fühlt man sich in Langenau hintergangen, schließlich habe es am Anfang geheißen, dass die PV-Anlage zwischen Langenau und Schauberg, dass drei Kilometer entfernt liegt, geplant sei. Mittlerweile habe man jetzt auch eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen. Die anwesende Kathrin Bergner, welche mit ihrem Mann Johannes die Flächen bewirtschaftet, meinte, dass vieles an sie vorbeigegangen sei. Ohne entsprechende Ausgleichsflächen, welche zufällig erst am Sitzungstag bekannt wurden, werde man nicht zustimmen. Sehr erstaunt sei man von der Lerchen-Vergrämung gewesen, diese wurden ohne ihre Zustimmung durchgeführt. Eine erneute, eingeschränkte, verkürzte Auslegung wurde vom Gemeinderat beschlossen. Anschließend muss dann eine Entscheidung fallen.

Darüber hinaus wurde dem Bauantrag von Reinhard Obeck das gemeindliche Einvernehmen erteilt. Er will ein Einfamilienwohnhaus mit Doppelgarage in Tettau errichten. Ebenfalls befürwortet wurden die Pläne der Gemeinde, wonach die Containeranlage für den Kindergarten in Tettau erweitert werden muss. Der Bürgermeister informierte schließlich, dass die Tettau-App erfolgreich gestartet sei.

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Das Vergrämen der Feldlerchen sorgte bereits im Vorfeld des PV-Anlagenbaus für Unmut. Foto: Johannes Bergner